19. April 2013

Update – BAC, TSCO, BASF, VIG, Munich Re, ADM, Wintel


Nachdem einige Unternehmen im wikifolio ihre Geschäftsergebnisse vorgelegt haben, hier ein paar Anmerkungen dazu. 

Bank of America (BAC)


Die Bank hat in den ersten 3 Monaten 2013 einen Gewinn pro Aktie von USD 0,20 erwirtschaftet. Analysten haben einen Gewinn von USD 0,22 erwartet, worauf die Aktie in einem allgemein schwachen Marktumfeld nachgegeben hat. Wie im ersten Artikel zu BAC beschrieben, denke ich dass der Gewinn pro Aktie im Moment nicht allzu wichtig ist. Sehen wir uns also ein paar andere Kennzahlen an. 
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* Kennzahlen für 2013/3M annualisiert

Die blaue und die rote Linie beschreiben das Grundgeschäft. Die Differenz der beiden Linien liegt bei ca. 2%, was für mich bedeutet, dass das Zinsgeschäft nach wie vor passabel, wenn auch nicht überragend läuft. Aber zumindest funktioniert es, was man z.B. von vielen europäischen Banken nicht sagen kann. Man kann am Verlauf der Linien erkennen, dass das niedrige Zinsumfeld Probleme bereitet, das trifft jedoch alle Banken (und auch Versicherungen).
Die grüne Linie setzt die (Netto-) Kreditabschreibungen und –Rückstellungen ins Verhältnis zu den ausstehenden Krediten. Diese sind wieder auf einem „normalen“ Niveau von ca. 1% angelangt.
Der ROA (Gewinn im Verhältnis zur Bilanzsumme – Return on Assets) ist allerdings noch immer ein ganz schönes Stück von 1% entfernt, was nach amerikanischen Bilanzierungsstandards einem vernünftigen Niveau entsprechen würde (siehe letzter Artikel). Warum ist der ROA nach wie vor so niedrig, wenn die restlichen Kennzahlen gut aussehen? Hauptsächlich deswegen, weil die Nicht-Zinskosten einfach noch zu hoch sind. Das wird sich meiner Meinung nach wieder ändern, wenn
  • die Kosten für die Bearbeitung der Altlasten wegfallen und
  • das Projekt New BAC abgeschlossen ist: das Management erwartet sich davon bis 2015 Kosteneinsparungen bis zu 8 Mrd. USD p.a. In meinen Augen ist das realistisch und würde bis dahin einen ROA von 1% und einen Gewinn pro Aktie von ca. 2 USD bedeuten.

Zum Schluss noch kurz ein Blick auf die Liquiditätssituation, um sicherzugehen, dass keine Zahlungsunfähigkeit droht (so berechnet, wie Berkowitz das gemacht hat, siehe Link im letzten Artikel zu BAC):
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Aufgrund des Bewertungsabschlags zu anderen US-Banken (KBV 0,6) ist BAC für mich nach wie vor die vielversprechendste Bankaktie. Alles was man braucht ist Geduld.

Tesco PLC


Auf den ersten Blick ist das (vorläufige) Jahresergebnis für 2012/13 ein Schock. Warum so ein Einbruch? Ein Teil erklärt sich aus dem schleppenden Geschäftsverlauf, eigentlich überall. Ich habe dazu im ersten Artikel schon kurz Stellung bezogen, schauen wir also kurz auf ein paar Kennzahlen:
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Es ist unschwer zu erkennen, dass der Geschäftsverlauf sowohl im Heimmarkt UK (ca. 2/3 des Umsatzes) als auch international nicht unbedingt Jubelgefühle auslöst.
Der Retailmarkt in UK ist allgemein angeschlagen. Tesco versucht Gegenmaßnahmen zu setzen, das drückt jedoch auf die Margen. Vielversprechend sind die Online-Bemühungen: Tesco ist inzwischen der zweitgrößte Player nach Amazon – im Food Sektor mit 50% Marktanteil. Mit insgesamt £ 2,3 Mrd. macht der Online-Bereich inzwischen ca. 5% des UK-Umsatzes aus.  Auch die Tesco Bank läuft meines Erachtens gut.
International sind die Problemherde Korea (im ersten Artikel schon kurz angesprochen), Tschechien und Polen (Wirtschaftslage). Dazu kamen noch ein paar negative Sondereffekte. Dennoch reicht das alles nicht um das ganze Ausmaß des Gewinneinbruchs zu erklären.

So blöd das jetzt klingt: der Großteil des Gewinneinbruchs stammt aus einer (für mich) eigentlich positiven Entscheidung: Tesco hat sich dazu entschlossen, das USA-Geschäft aufzugeben, was zu Sonderbelastungen und Abschreibungen aus dem Marktaustritt geführt hat. Tesco hat in diesem sehr kompetitiven Markt nie richtig Fuß gefasst und „Fresh & Easy“ (über das Warren Buffett und Charlie Munger einmal gemeint haben Tesco sollte es in „Fresh & Hard“ umbenennen) hat seit seinem Start immer Verluste produziert. All das führte alleine in diesem Geschäftsjahr zu einer Gewinn-Belastung von sage und schreibe £ 1,3 Mrd. und erklärt den größten Teil des Gewinneinbruchs. Die positive Nachricht ist, dass ein sicherer Verlustbringer in Zukunft weg fällt.

Ich habe Versucht einen um Sondereffekte adjustierten Gewinn je Aktie für 2012/13 zu errechnen, die vorläufigen Zahlen eignen sich dazu jedoch nicht besonders gut, da in den vorläufigen Ergebnissen im Vergleich zum Geschäftsbericht einige Infos fehlen (oder ich sie nicht gefunden habe). Ich komme auf +- 30 Pence je Aktie, was zwar schlechter ist als letztes Jahr, aber eigentlich mehr oder weniger erwartet wurde. Tesco selbst hat freundlicherweise auch einen adjustierten Gewinn pro Aktie veröffentlicht – in Höhe von 35,97 Pence je Aktie. Die Dividende bleibt auf Vorjahresniveau und steigt damit zum ersten Mal seit Ewigkeiten nicht im Vergleich zum Vorjahr. Die Dividendenrendite beträgt damit ca. 4% und erleichtert das Warten auf bessere Zeiten.

BASF


Solides Ergebnis 2012, die Dividende wird auf EUR 2,60 erhöht (und übrigens bald ausgezahlt). Die Frage ist, wie das Geschäft weiter verläuft, wenn die momentanen Konjunktursorgen nicht unbegründet sind.

Vienna Insurance Group & Munich Re


VIG: Inzwischen mit neuem Geschäftsführer, einem erneut überzeugendem Ergebnis und ebenfalls erhöhter Dividende auf EUR 1,20 je Aktie.

Ein ebenfalls überragendes Ergebnis erzielte die Munich Re, zu der ich noch keinen Artikel veröffentlicht habe. Munich Re profitierte von einem sehr vorteilhaften Verhältnis von Versicherungsprämien zu Schadensfällen in der Rück-Sparte. Die Frage ist auch hier, ob sich so ein Wahnsinns-Ergebnis wiederholen lässt.

Andere

Zu den folgenden Positionen habe ich ebenfalls noch keinen Artikel veröffentlicht, deswegen im Schnellverfahren:

Archer Daniels Midland:

Verarbeiter und Distributor von landwirtschaftlichen Gütern aller Art. Leidet bei hohen Preisen für Weizen u.ä., da sie etwas Zeit brauchen um die erhöhten Preise an Kunden weiterzugeben. Der Preisrückgang bei landwirtschaftlichen Rohstoffen ist wahrscheinlich auch eine Erklärung für den Kursanstieg in letzter Zeit. Es ärgert mich etwas, dass ich nicht gleich eine etwas größere Position aufgebaut habe. Langfristig für mich eine sichere Bank, mit starker Marktstellung überall wo sie aktiv sind (was beinahe überall ist). Bei einem Kursrückgang auf jeden Fall ein möglicher Kandidat zum Aufstocken.

Wintel (Intel & Microsoft):

Beide leiden unter den gesunkenen Absatzzahlen für PCs, wo beide viel Kohle scheffeln. Bei beiden ist das Thema, ob sie den Switch auf mobile Endgeräte schaffen, bei beiden bin ich zuversichtlich.

Intel hat vor nicht allzu langer Zeit Ergebnisse für die ersten 3 Monate vorgelegt, die im Rahmen der Erwartungen waren. Intel ist derweil eine Cashcow, in letzter Zeit mit massiven Investitionen in neue Produktionsanlagen bzw. Erneuerungen derselben. Wettbewerbsvorteile: Größe in Produktion, und F&E.

Während es bei Intel um Chips geht, geht es bei Microsoft um das Betriebssystem. Die Verkaufszahlen für Windows 8 haben gestern anscheinend positiv überrascht.
Ich persönlich denke: wahrscheinlich wird Windows 8 nur eine Art Übergangsbetriebssystem, es kursieren schon Gerüchte, dass man wieder zum Start-Button zurückkehren will. Das Ergebnis selbst war auf den ersten Blick recht stark.

Beide Unternehmen haben auch andere Geschäftsbereiche, die profitabel sind.

Das war es fürs erste. Anmerkungen sind willkommen.

2 Kommentare:

  1. Hallo TomB! Gute Kommentare mit Verständnis für das wichtigste im Wirtschaftsleben: Stimmt das Grundgeschäft? Die meisten "Experten" sind reine Zahlenakrobaten, die vom Geschäft selbst keine Ahnung haben. Hier lernt man wenigstens etwas über das Unternehmen und das wie und warum! Weite so!

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